
hanova berichtet
Miteinander leben
Zusammenhalt spüren
Die hanova Demenz WG in der Schaufelder Straße
„Bei uns ist keiner allein. Hier ist einer für den anderen da.“
„Wer hier einzieht, hat das große Los gezogen.“ Marion St. (79) sitzt am großen Tisch in der Küche und nippt zufrieden an einem Glas Orangensaft. Hinter ihr wird gerade das Mittagessen zubereitet. Kartoffeln, Frikadellen und Blumenkohl. Günter W. kommt dazu und bietet seine Hilfe an. „Prima, du kannst die Kartoffeln übernehmen!“, sagt Pflegefachkraft Marina Kalinowski und drückt dem Bewohner den Schäler in die Hand: Alltag in der Demenz-WG in der Nordstadt von Hannover.
Ein selbstbestimmtes und dennoch sicheres Leben.
Anfang 2017 wurde das Gemeinschaftsprojekt der hanova und der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. eröffnet. Jede/r der bis zu zehn Bewohnerinnen und Bewohner bekommt ein eigenes Zimmer zwischen 14 und 24 Quadratmetern. Zwei Badezimmer, zwei Toiletten und eine große Wohnküche werden geteilt. In der betreuten Gemeinschaft an der Schaufelder Straße geht es vor allem darum, den Bewohnern ein selbstbestimmtes und dennoch sicheres Leben zu ermöglichen.
Von der Diagnose einer demenziellen Erkrankung bis zur wirklichen Pflegebedürftigkeit vergehen mitunter bis zu zehn Jahre. Das ist wertvolle Lebenszeit. Die Wohngemeinschaft erfüllt in dieser Phase drei wichtige Bedürfnisse von demenziell Erkrankten und ihren Familien: Rund um die Uhr ist der Pflegedienst der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. vor Ort. Es gibt einen geregelten Ablauf, der den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner strukturiert. Gleichzeitig ermöglicht die WG Freiräume, die Betroffene sehr schätzen. Die Frauen und Männer können zum Beispiel schlafen, wann und solange sie möchten. Die Angehörigen können jederzeit zu Besuch vorbeikommen. Wer richtig Appetit auf etwas hat, bekommt sein Lieblingsessen gekocht.
Die derzeit sechs Bewohner – vier Frauen und zwei Männer – befinden sich in einem frühen Stadium ihrer Erkrankung. „Je eher die Menschen zu uns kommen, desto besser ist das für sie, ihre Angehörigen und uns“, sagt Pflegedienstleitung Anette Könemann von der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., denn zu diesem Zeitpunkt fällt das Kennenlernen noch leicht. „Es ist viel besser, gemeinsam die Vorlieben und Macken der Bewohner herauszufinden. Einer mag Pfefferminztee, der andere lieber Kaffee. Einer schläft morgens lang, ein anderer guckt gerne nachts Fernsehen.“ Dieses Wissen macht den Alltag
später einfacher.
Weil die Bewohnerinnen und Bewohner zurzeit noch sehr aktiv sind, achten die Pflegefachkräfte auf Beschäftigung und Abwechslung auch außerhalb der WG. Die WG-Mitglieder werden in den Tagesablauf eingebunden. Gerne gehen alle zusammen zum Einkaufen zum Wochenmarkt oder abends auf ein Glas Eierlikör ins Café. Marion St. sagt: „Wir spielen viel, singen gerne Schlager, gehen draußen spazieren oder machen Ausflüge.“ Sie freut sich immer sehr, wenn die vier
Enkelkinder ihrer WG-Genossin Karin K. zu Besuch kommen. Generell nehmen hier alle am Familienleben der anderen teil. Und wenn es etwas zu feiern gibt, geschieht das oft gemeinsam in der großen Küche.
Wunsch nach mehr Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern.
Wer in die Wohngemeinschaft einzieht, ob ein Hau stier oder ein Musikinstrument mitgebracht werden darf, wie Weihnachten gefeiert wird: Das alles entscheiden die Bewohner in ihrem WG-Rat. Zurzeit wünschen sie sich mehr Mitbewohner, denn vier Zimmer sind aktuell frei. Die „Neuen“ dürfen ihre Eigenarten haben, sollten aber Lust auf Gesellschaft mitbringen. Marion St.: „Bei uns ist keiner allein. Hier ist einer für den anderen da.“

hanova
Demenz WG in der Nordstadt
Hier das Video zu Demenz WG in der Nordstadt.